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Dienstag, 22.07.2025, 20 Uhr

Wolfgang Hildesheimer:
sein Leben und sein Werk -
vorgestellt von Hartmut Buchholz 


Foto: Jerry Bauer / Suhrkamp Verlag

Hartmut Buchholz schreibt zu seinem Abend über Leben und Werk von Wolfgang Hildesheimer:

„Der geradezu empörend dürftige Wikipedia-Artikel illustriert ein Dilemma: Wolfgang Hildesheimer (1916 – 1991), Büchner-Preisträger 1966, war zwischen den frühen 1950er und den frühen 1980er Jahren eine feste Größe, wenn nicht Berühmtheit im deutschen Literaturbetrieb. Heute scheint er fast vergessen – Grund genug, an ihn und sein aus vielen Gründen einzigartiges Werk zu erinnern. Seine Bücher, vor allem die Monologromane „Tynset“ (1965) und „Masante“ (1973), die bahnbrechende Studie „Mozart“ (1977) und die fiktive Biographie „Marbot“ (1981) markieren Solitäre der neueren deutschen Literaturgeschichte, in ihrer Art eben einzig – artig. Hildesheimer, ein Meister in vielen Disziplinen und Genres (Prosa, Essays, Dramen, Hörspiele, Übersetzungen) war auch immer bildender Künstler. Er beginnt als bildender Künstler und kehrt, nach dem Schreiben, einem Intermezzo von vierzig Jahren, „wenn die Worte versickern“, mit seinen Collagen zur Bildenden Kunst zurück.

Ein Abend, der versuchen soll, einige biographische Stationen in Hildesheimers Vita zu vergegenwärtigen, die bedeutend, womöglich unverzichtbar sind zum besseren Verständnis seines Werks - etwa die Psychoanalyse, der er sich in jungen Jahren in Palästina unterzog oder seine Tätigkeit als Simultandolmetscher und Redakteur der Prozessakten während der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse (1946 – 1949).

Beides, die frühe Vertrautheit mit der Psychoanalyse und die direkte Konfrontation mit den Tätern des NS-Regimes, wird in der Rückschau kenntlich als kardinale Erfahrung, die Hildesheimer geprägt hat und die auf verschiedenen thematischen Spuren in seinem späteren Werk, dem literarischen wie dem bildkünstlerischen, verarbeitet wird. „Mozart“, oft als Biographie missverstanden, ist ein gewaltiger Essay über Entstehung und Rezeption großer Musik, Nachdenken über die Psychopathologie des Genies. „Tynset“ und „Masante“ sind ein Echo aus Sprache auf die gespenstische Existenz jener „Häscher“, denen Hildesheimer in Nürnberg gegenüberstand.

Und: der Abend sollte wenigstens versuchen zu illustrieren, dass und warum es unerlässlich ist, Hildesheimer auch als einen jüdischen Autor deutscher Sprache zu lesen.“

Wolfgang Hildesheimer wurde am 9. Dezember 1916 als Sohn jüdischer Eltern in Hamburg geboren und starb am 21. August 1991 in Poschiavo in der Schweiz.

Hartmut Buchholz, Journalist und Buchautor, ist passionierter Hildesheimer-Leser. Er hatte das Glück, den Autor mehrfach in seiner schweizerischen Wahlheimat Poschiavo zu besuchen und mehrere Interviews mit ihm zu führen.


Wir haben Hartmut Buchholz an einem Abend in der Buchhandlung erlebt, als er kenntnisreich mit großem Einfühlungsvermögen Bachtyar Ali vorgestellt hat.


Eintritt: 12 € / bis 28: frei

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Im


Bücher von Wolfgang Hildesheimer und Dieter Kühn

Tipp der Woche vom 19. Juli  bis zum 26. Juli 2025

Dieter Kühn: Ausblicke vom Fesselballon. Roman - gerade posthum erschienen
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