Dienstag, 10.05.2022, 20 Uhr

Prof. Dr. Dittmar Dahlmann: Zur Geschichte Sibiriens

Grundlage des Vortrags von Prof. Dahlmann ist folgendes Buch: 

Dittmar Dahlmann: Sibirien. Vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
Brill/Schöningh 2009. 435 S. Geb. 52,00 €:

Dittmar Dahlmann, einer der besten Kenner der Geschichte Sibiriens, erzählt in seinem fesselnden Buch die dramatische Geschichte von über 400 Jahren.

Diese Geschichte beginnt mit den Kosaken Jermaks, die im Dienste russischer Kaufleute als Speerspitze der Eroberung in die unbekannten Weiten jenseits des Urals vorstießen, 
und setzt sich über die Kolonisierung, Erforschung und Erschließung des vielgestaltigen Landes fort bis zur Gegenwart, in der Sibirien immer größeres Interesse auf sich zieht.

Sibirien - das Wort ruft zahlreiche Assoziationen hervor: unberührte, wilde Natur und ungeheure Weite - achteinhalb Tage braucht die Transsibirische Eisenbahn für die 9.298 Kilometer von Moskau bis Wladiwostok.

Gleichzeitig verbinden sich mit Sibirien bedrückende Gedanken an Verbannung, Straflager und Zwangsarbeit - nicht ohne Grund ist Sibirien als 'das größte Gefängnis' der Welt bezeichnet worden. Riesig ist auch der Reichtum Sibiriens an Bodenschätzen, vor allem an Erdöl, Erdgas, Steinkohle, Gold und Diamanten. Bevor Sibirien zur Schatzkammer des Russischen Reiches und seiner Nachfolgestaaten wurde, erwies sich ein anderer Schatz der Natur als Magnet von höchster Anziehungskraft: der Reichtum an Pelztieren. Dies war einer der mächtigsten Anreize für die Eroberung Sibiriens durch die Russen. Sie begann im späten 16. Jahrhundert in der Regierungszeit Ivans IV. Seit dem ersten Vordringen gehörten der zivilisatorische Anspruch und die behauptete Überlegenheit der Russen zu den Gründen für die Rechtfertigung der Eroberung. Sibirien galt schon bald nicht mehr als Kolonie, sondern als genuiner Bestandteil des Reiches. Opfer der Kolonisierung waren vor allem die Ureinwohner Sibiriens, die aus zu vielen unterschiedlichen Völkerschaften bestanden und zahlenmäßig zu schwach waren, um sich erfolgreich zur Wehr setzen zu können. Dieses Spannungsverhältnis zwischen russischer Eroberung und den Lebensbedingungen und Überlebensstrategien der indigenen Bevölkerung ist ein zentrales Thema des Buches. Ein weiteres großes Thema ist die industrielle Erschließung und Ausbeutung des Landes, die in der sowjetischen Zeit ohne jede Rücksicht auf Mensch und Natur bis zum Extrem forciert wurde, ein Raubbau, der in seiner Gigantomanie eine beeindruckende und reiche natürliche Umwelt an den Rand der völligen Zerstörung getrieben hat, die bis in die Gegenwart zu spüren ist. Das bedrohte Naturwunder des Baikalsees ist nur ein Beispiel dafür.

Prof. Dr. Dittmar Dahlmann war von 1996 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2015 
Professor für osteuropäische Geschichte an der Universität Bonn.

Prof. Dahlmann hat im Mai 2015 in meiner Buchhandlung unter dem Titel  „Nach Russland! Onkel und Neffe erforschen Sibirien“ über Carl Heinrich Merck (1761 - 1799) und Johann Heinrich Merck (1741 - 1791) gesprochen.

Diese Veranstaltung stand im Rahmen der mehrbändigen Ausgabe der Werke  Carl Heinrich Mercks, die Dittmar Dahlmann mitherausgegeben hat und die bei Wallstein erschienen ist. Die sehr schönen Bände sind nach wie vor lieferbar.

Anfang April hat Dittmar Dahlmann in der Buchhandlung über Ludwig Knoop (1821 - 1884), den russischen Textilbaron aus Bremen, gesprochen.