Donnerstag, 18.04.2024, 20 Uhr

Raphaela Brüggenthies: Der frühe Heine – Kryptogramm einer verfehlten Konversion
 
Heine ist ein Dichter der Übergänge. Als deutscher Jude befindet er sich in einem Zwiespalt zwischen seiner jüdischen Identität und einer antisemitisch geprägten nationalistisch-christlichen Gesellschaft. Im Juni 1825 lässt er sich in Heiligenstadt taufen, um seine Berufschancen zu verbessern, aber dieser Versuch, den Konflikt durch die Konversion zu lösen, scheitert kläglich.
»Lebe wohl, du heilge Schwelle […].« Mit diesen Worten sagt der junge Heinrich Heine im Sommer 1819 der Hansestadt Hamburg und all den Unerquicklichkeiten der vergangenen Zeit Adieu. Sieben Jahre später wiederholt er ein solches »Lebet wohl!« und setzt es programmatisch an den Anfang seiner Harzreise, seiner persönlichen Exodus-Erzählung. Dabei gelingt es dem Dichter, die Identitätsschwebe zwischen den Welten zu einer Existenz- und Kunstform zu erheben. Er wird selbst zum Seismographen einer jungen jüdischen Generation, die vergeblich einen Ausweg aus dem »Bannkreis des Judentums« sucht. In welches Gelobte Land aber dieser Exodus führen soll, diese Frage variiert stark in Heines frühen Jahren und Schriften und schwankt zwischen Gegensätzen.

Raphaela Brüggenthies wird an diesem Abend den Weg des jungen Heine nachzeichnen, seine Lebensthemen und Existenzfragen, sein Ringen um ein Schriftstellerdasein und vor allem um seine jüdische Identität. Neben Einblicken in das Frühwerk und das „Erwachsenwerden“ des bekannten Literaten, wird Sr. Raphaela auch von ihrer persönlichen Vorliebe für Heine erzählen.
 
Grundlage der Veranstaltung ist das folgende Buch:

Raphaela Brüggenthies: „Heilge Schwelle“. Der frühe Heine – ein jüdisch-christliches Itinerarium. Göttingen, Wallstein 2022. 464 S. Geb. 39,00 EUR.

Die Arbeit wurde mit dem „Kulturpreis Bayern 2021“ ausgezeichnet.

Pressestimmen:
»Die Publikation von Raphaela Brüggenthies besticht von der ersten Seite an durch die beeindruckenden interdisziplinären Perspektivenverschränkungen aus Germanistik, Theologie und Judaistik« (Christoph Bauer, Zeitschrift für christlich-jüdische Begegnung im Kontext 2/3 2022)
»Eine Theologin wird nach interreligiösen Studien in Germanistik promoviert. Wie fruchtbar eine solche Grenzgängerschaft sein kann, zeigt das hier vorliegende Buch« (Regina Duzy, Geist & Leben, April 2023)

»Die germanistische Arbeit hat (...) zahlreiche Funde aus Heines Werk als Anregung für eine konstruktive Selbstkritik christlicher Theologie gehoben« (Ansgar Wucherpfennig, Theologie der Gegenwart, 1/2023)

»Raphaela Brüggenthies' Monographie zum frühen Heine ist ausgezeichnet strukturiert. Das macht sie zusammen mit ihrer prägnanten, sensiblen und bisweilen auch humorvollen Sprache zu einem echten Lesevergnügen.« (Ansgar Wucherpfennig, Ordenskorrespondenz, 3/2023)

Raphaela Brüggenthies, geboren 1980 in Rheda-Wiedenbrück, studierte Katholische Theologie in Bonn und Paderborn. Seit 2009 ist sie Ordensschwester der Benediktinerinnenabtei St. Hildegard (Rüdesheim am Rhein) und dort Priorin und Novizenmeisterin. Nach einem Aufbaustudium am Zentrum für interreligiöse Studien in Bamberg wurde sie 2021 in Germanistik promoviert. Sie hat sich intensiv mit dem Frühwerk des deutsch-jüdischen Dichters Heinrich Heine beschäftigt und erhielt für ihre interdisziplinäre Dissertation den „Kulturpreis Bayern 2021“.

An folgendem Buch hat Sr. Raphaela Brüggenthies mitgearbeitet:

Die Regel Benedikts als fremder Gast. Vier Lesarten, St. Ottilien 2023. 256 S. Schweizer Broschur. 24,95 €
Für das Projekt einer zeitgemäßen Relecture der Regel des hl. Benedikt galt der Grundsatz: »Gute Bücher, man muss sie nur ganz anders lesen«. Wir entschieden uns für eine aufblickende Lektüre (Roland Barthes) und blickten also nicht nur in den Text und seine Entstehungsgeschichte, sondern auch immer wieder aus dem Buch heraus in andere Bücher, in unsere Umgebung, auf uns selbst.
Die kurzen
Regeldeutungen verstehen sich daher vor allem als Einladung an die Leserinnen und Leser, selbst auf Entdeckungsreise zu gehen in diesem großartigen Lebensbuch des 6. Jahrhunderts.
Autoren: P. Marcel Albert (Gerleve), Sr. Raphaela Brüggenthies (Eibingen), P. Elmar Salmann (Gerleve), Abt Beda Maria Sonnenberg (Plankstetten)





Zusätzliche Informationen