Mittwoch, 04.03.2015, 20 Uhr

Prof. Dr. Bernd Stiegler: Spuren, Elfen und andere Erscheinungen - Conan Doyle und die Photographie


Conan Doyle kennt man heute vor allem als Autor der Sherlock Holmes-Romane und Erzählungen. Sein Werk ist allerdings weitaus umfangreicher und verzweigter: es umfaßt historische Romane, politische Pamphlete, historische Studien, Science Fiction Romane und nicht zuletzt zahlreiche Publikationen zum Spiritismus. Die Photographie bildet dabei einen roten Faden, der eine höchst eigentümliche Vorstellungswelt wiederauferstehen läßt. Diese erlaubt es zugleich, die Welt um 1900 mit all ihren Widersprüchen in den Blick zu nehmen. Für die Zeitgenossen war Sherlock Holmes eine real existierende Figur. Für seinen Autor hingegen bezeugten Photographien von Elfen, Verstorbenen und Geistern ihre Existenz und er versuchte mithilfe von Photographien das Publikum zu überzeugen, daß Dinosauriern auf einem Hochplateau in Südamerika überlebt hätten. Ihre Photos und die anderer merkwürdiger Wesen mitsamt dem Imaginarium, das sich um sie rankt, werden an diesem Abend vorgestellt.

Bernd Stiegler studierte Literaturwissenschaft und Philosophie in Tübingen, München, Paris, Berlin, Freiburg und Mannheim. Von 1999 bis 2007 arbeitete er als Programmleiter Wissenschaft im Suhrkamp Verlag. Seit Herbst 2007 ist er Professor für Neuere deutsche Literatur mit Schwerpunkt 20. Jahrhundert im medialen Kontext an der Universität Konstanz.

Arthur Conan Doyle: Spurensicherungen. Schriften zur Photographie. Photogramme.Herausgegeben von Bernd Stiegler. Übersetzung:  Laura Bischoff. Fink 2014. 412 S. mit 136 Abb. Kart. 44,90 €       

Bernd Stiegler: Spuren, Elfen und andere Erscheinungen. Conan Doyle und die Photographie. S. Fischer Wissenschaft  2014. 368 S. mit  Abb. Geb. 22,99 €


Weitere Publikationen von Bernd Stiegler (Auswahl):

Texte zur Theorie der Fotografie. Hrsg. v. Bernd Stiegler. Reclam 2010. 376 S. mit 10 Abb.  Kart.   11,00 €       

Die Fotografie und ihre fast zweihundertjährige Geschichte rücken zunehmend in den Blickpunkt der unterschiedlichsten Wissenschafts- und Theoriefelder. Verantwortlich dafür ist ihr vielschichtiger Charakter als bilderzeugendes, technisches Medium und ihr Eingreifen in die Kultur-, Geistes- und Sozialwissenschaften wie auch in die Kommunikationsstruktur.

Zu sechs, für die Debatte relevanten Themenkomplexen Realität, Indexikalität, Kunst, Wahrnehmung, Gesellschaft, digitales Zeitalter sind in dem Band über 25 Textauszüge von Kulturwissenschaftlern, Historikern, Soziologen, Philosophen, Schriftstellern, Künstlern, Fotografen und Journalisten aus den letzten 160 Jahren vereint, die die sich wandelnden Sichtweisen der unterschiedlichen Disziplinen verdeutlichen.

Bernd Stiegler und Felix Thürlemann: Meisterwerke der Fotografie. 336 S. mit 150 Abb. Reclam 2011. 336 S. mit 150 Abb. Kart.  12,00 €       

Von den Anfängen der Daguerreotypie bis hin zur zeitgenössischen Kunstfotografie werden auf einer Doppelseite in Bild und Text 150 Arbeiten präsentiert, die das bald 185 Jahre alte Medium Fotografie in möglichst großer Breite ebenso anschaulich wie informativ vorstellen. Neben klassischen oder kanonischen Bildern sind dabei auch Überraschungen zu verzeichnen, ebenso wichtige Etappen der wissenschaftlichen Fotografie. Einleitung und Bibliographie machen aus diesem Band ein kleines Kompendium der Fotografiegeschichte, die hier zu entdecken und zu erkunden ist.

Bernd Stiebler: Bilder der Photographie. Ein Album photographischer Metaphern. 3. Aufl. Suhrkamp 2006. 276 S.mit zahlr. Abb. Kart. 14,00 €

Dieser Band versammelt die erstaunliche Spannbreite metaphorischer Bilder in anschaulichen Artikeln, die von A (wie Äquivalent, Archiv, Auferstehung oder Auge) bis Z (wie Zauberlampe oder Zeuge) reichen und Photographien mit Geschichten, historischen Darstellungen, Anekdoten und auch theoretischen Ansätzen verbinden: ein Bilder- und ein Lesebuch, das die Geschichte und die Theorie der Photographie in Begriffe und in Bilder zu fassen versucht.

Das subjektive Bild. Texte zur Kunstphotographie um 1900. Hrsg. v. Bernd Stiegler u. Felix Thürlemann. Photogramme. Fink 2012. 400 S.  Kart. 54,00 € 

Bernd Stiegler: Theoriegeschichte der Photographie. Bild und Text. 2. Aufl. Fink 2010. 472 S. mit 48 Abb. Kart. 43,90 €        
Dieses Buch, auf das viele lange gewartet haben, rekonstruiert zum ersten Mal die Geschichte der Photographie von der Erfindung der Daguerreotypie um 1840 und den Reaktionen, die sie hervorgerufen hat, bis hin zur digitalen Photographie Ende des 20. Jahrhunderts als Theoriegeschichte.

Bernd Stiegler: Belichtete Augen. Optogramme oder das Versprechen der Retina. Fischer 2011. 249 S.   mit Abb. Geb. 19,95 €       

Optogramme sind Bilder, bei denen es nichts zu sehen gibt und die doch viel zu sehen geben. Sie sind Bilder, glaubte man lange, die sich auf der Retina eines Verstorbenen im Moment seines Todes abzeichnen: letzte Bilder. Von der Naturwissenschaft über die Kriminologie und Religion bis hin zur Literatur und Kunst hat diese Vision viele Spuren hinterlassen, die hier gesichert, dargestellt und analysiert werden. Dies ist ein besonderes Kapitel der Wahrnehmungsgeschichte.

Bernd Stiegler: Randgänge der Photographie. Fink 2012. 308 S. Kart. 39,90 €       

Nicht große Photographen und klangvolle Namen, nicht die Klassiker und die Inkunabeln der Photographiegeschichte stehen im Zentrum dieser Erkundungen, sondern vielleicht merkwürdige, aber gleichwohl wichtige Fragen: Warum interessieren sich Cyborgs für Photographien (obwohl sie keine eigene Geschichte haben)?

Kann man Elfen photographieren? / Warum photographiert man Wolken (geben sie doch wenig zu sehen)? / Gibt es abstrakte Photographien (obwohl Photographien ja immer einen Bezug zum Gegenstand aufzuweisen scheinen)?

Kann man photographisch reisen, ohne sein Zimmer verlassen zu müssen (und doch die fernen Welten so erkunden, als sei man mittendrin statt nur dabei)? / Wie photographiert man Typen (wenn man immer nur Individuen aufnehmen kann)? / Können Bilder zerstören (obwohl sie eigentlich einen eher bewahrenden Charakter zu haben scheinen)? / Oder schließlich: Gibt es ein glückliches Mißlingen (auch wenn Scheitern kaum eine positive Erfahrung sein dürfte)?
 
Die Antworten auf diese Fragen führen einmal kreuz und quer durch die Photographiegeschichte und schreiten zugleich ihre Grenzen ab.

Bernd Stiegler: Reisender Stillstand. Eine kleine Geschichte der Reisen im und um das Zimmer herum.   S. Fischer Wissenschaft 2010. 288 S. mit zahlr. Abb. Geb. 22,95

Dies kein Buch für Stubenhocker oder Reisemuffel. Und dennoch geht es um eine besondere Art von Stubenhockern: um Zimmerreisende. Das sind Menschen, die einen oder mehrere Tage lang ihr Zimmer regelrecht bereisen, sowie ihre Verwandten, die es immerhin bis hinaus auf die Straße bringen. Unendliche Weiten der Nähe tun sich auf, die mit einem Blick erforscht werden, als hätte man die vertrauten Räume nie zuvor gesehen. Das Buch ist ein reich illustrierter historischer Reiseführer durch einen Topos der Literatur mit Gefährten wie de Maistre, Kierkegaard, Baudelaire, Robbe-Grillet, Handke, Cortázar und gibt Einblick in die über zweihundertjährige Geschichte einer Fortbewegungsart, die, ohne vom Fleck zu kommen, vieles in Bewegung setzt.