Freitag,11.03.2016, 20 Uhr

Josef Capek: Gedichte aus dem KZ - Prof. Dr. Urs Heftrich stellt seine Übersetzung und den Autor vor.


Josef Capek: Gedichte aus dem KZ
. Deutsch/Cesky. Hrsg. von Urs Heftrich und Jiri Opelik. Aus dem Tschechischen von Urs Heftrich. Mit einem Nachwort von Jiri Opelik. Arco 2016. 190 S. mit zahlr. Abb. und Faks. Geb. 26 €  


Ein tschechischer Künstler der Moderne von Weltrang wurde im KZ gezwungen, für die SS Jagdszenen und Alpenlandschaften zu malen. Als Akt der Freiheit begann Josef Capek (1887-1945) - sonst noch Prosaautor und Dramatiker - dort erstmals mit dem Schreiben von Gedichten, die dann heimlich im Lager kursierten. Abschriften gelangten aus dem KZ in die Hände von Capeks Frau. Die Originalhandschriften, in dieser Ausgabe als Faksimile abgebildet, wurden von einem Gefährten Capeks gerettet, der den Todesmarsch aus Sachsenhausen überlebte. Ausgangspunkt von Josef Capeks Lyrik - in der Übertragung von Urs Heftrich hier erstmals auf Deutsch - war die Klage um den bereits vor der Okkupation gestorbenen Bruder und weltberühmten Schriftsteller Karel Capek; das letzte Gedicht 'Vor der großen Reise', dem Transport vom 25. Februar 1945 aus Sachsenhausen nach Bergen-Belsen, nimmt die Todeserwartung vorweg. Motive aus dem Lageralltag verbinden sich mit Trost-, Hoffnungs- und Sehnsuchtsversen.

Zu Josef Capeks (1887-1945) bedeutendem Schaffen als bildender Künstler zählen kubistische Gemälde und Graphiken, Buchgestaltungen, Aquarelle und Zyklen allegorischer Ölbilder. Zu seinem literarischen Werk gehören Erzählungen, Dramen, kunsttheoretische Essays und Kinderbücher. Zusammen mit seinem geliebten Bruder, dem weltberühmten Autor Karel Capek, war Josef einer der wichtigsten Repräsentanten der tschechischen Kultur und Demokratie. Seine politischen Karikaturen gegen Hitler (»Die Stiefel des Diktators«, 1937; »Modern Times«, 1938) führten mit zu seiner Verhaftung am 1.9. 1939 und der Haft in den KZs Dachau, Sachsenhausen, Buchenwald und Bergen-Belsen, wo er im April 1945 - vermutlich infolge einer Typhuserkrankung - umkam.

Urs Heftrich ist Professor am Slavischen Institut der Universität Heidelberg. 

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