Donnerstag, 21.11.2019,20 Uhr

Angela Krauß: Der Strom (Autorenlesung)

Angela Krauß: Der Strom. Suhrkamp 2019. 93 S. Ln.

Es ist Sommer. Die Dichterin hält Mittagstisch an ihrem Platz neben dem Klavier, ihr Mäzen spielt Tennis, siebzehn Flugstunden weit weg, der Besitzer des französischen Restaurants bedient sie stets selbst. Die Oliven sind schwarz, fest und scharf. Dieser lustvolle Weltbezug steht im Gegensatz zu einer Existenz der Askese, zu der niemand Zutritt hat. Beide Lebensplätze – Tisch und Klause – befinden sich im rückwärtigen Viertel, jenem Stadtviertel, von dem es vor dreißig Jahren hieß: Die Russen sind fort. So wie die Dichterin hier Erinnerungs- und Zukunftspartikel einsammelt, bis es zu einer plötzlichen Partikelverdichtung kommt, so abrupt durchfährt sie eines Nachts ein unbekannter Strom, als sollte sie unter hohem Druck aus ihrem Körper vertrieben werden. Es ist an der Zeit, ihre Siebensachen zu packen.

„Der Strom ... ist weder Erzählung, noch Lyrik, sondern funktioniert wie ein Kaleidoskop, das aus farbigen Splittern wechselnde, fragile Bilder erzeugt.“   Jörg Magenau, Süddeutsche Zeitung

„Angela Krauß ist in ihrem jüngsten Prosawerk Der Strom auf der Höhe ihres Sprachschaffens.“ Jan Wilm, Der Tagesspiegel

„Ein literarischer Höhepunkt in diesem Jahr.“ Wendt Kässens, Wiener Zeitung

„Der Strom ist poetische Prosa und zugleich eine Reflexion über das Schreiben. Das Buch verzückt seine Leser durch eine besondere Zartheit der Sprache, mit der Angela Krauß ihre Beobachtungen in Worte kleidet.“ Terry Albrecht, WDR

Angela Krauß wurde am 2. Mai 1950 in Chemnitz geboren. Sie studierte an der Fachhochschule für Werbung und Gestaltung in Berlin und arbeitete dort für Messen und Ausstellungen. Von 1976 bis 1979 besuchte sie das Literaturinstitut »J.R. Becher« in Leipzig. Seit Anfang der 1980er Jahre veröffentlicht sie Prosawerke. Vortrags- und Lesereisen führten sie unter anderem an Universitäten in den USA und Kanada. An der Universität Paderborn war Angela Krauß Gastdozentin für Poetik. Sie ist Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste und Mitglied der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur. Im Sommersemester 2004 hielt sie die Poetik-Vorlesung an der Universität Frankfurt unter dem Titel Die Gesamtliebe und die Einzelliebe. 2013 erhielt sie den Wilhelm-Müller-Preis des Landes Sachsen-Anhalt für ihr schriftstellerisches Gesamtwerk. Sie lebt als freie Schriftstellerin in Leipzig.


2019 erhält Angela Krauß den Christine-Lavant-Preis 2019.

„Der mit 15.000 Euro dotierte Christine Lavant Preis geht in diesem Jahr an die Autorin Angela Krauß. Die Auszeichnung wird am 6. Oktober in Wien überreicht“, teilt die Christine Lavant Gesellschaft mit.

Das vielfach ausgezeichnete Werk von Angela Krauß arbeite erfinderisch an und mit Gattungsgrenzen und -konventionen, heißt es in der Jury-Begründung des literarischen Beirats der Internationalen Christine Lavant Gesellschaft. Es sei ohne Vorbehalt einer 'historisch-poetischen' Wahrnehmung verpflichtet. „Wie Peter Handke versteht sie Literatur als eine besondere Form des Wissens und Ahnens, als Gegenentwurf zu vorgefertigtem Denken und den zu umstandslos formulierten Meinungen", so die Jury.

Die Preisverleihung fand am 6. Oktober, um 11:00 Uhr im Großen Sendesaal des ORF Radio Kulturhaus in Wien statt.