Mittwoch, 20.09.2017, 20 Uhr
Der Rat des Anti-Ratgebers. Über Paradoxien in der Selbsthilfeliteratur – Vortrag von Dr. Wim Peeters
Seit der Entstehungszeit der modernen Erfolgs- und Glücksratgeberliteratur erscheinen regelmäßig Anti-Ratgeber. Bücher wie Jolys „Handbuch des Aufsteigers“ (1867), Tietjens’ „Desuggestion“ (1928) oder Greenburgs „Die Kunst, sich schlecht zu fühlen“ (1966) als Vorläufer von Watzlawicks „Anleitung zum Unglücklichsein“ (1983) stellen sich der üblichen Logik der Selbsthilfeliteratur entgegen: Sie parodieren, entlarven, raten ab oder mahnen zu mehr Realismus, Stoizismus oder sogar Weisheit. Dabei verstehen sie sich häufig immer noch als Anleitung zur Lebenserleichterung und führen, vielleicht unbeabsichtigt, die Paradoxien des Selbsthilfegenres umso klarer vor.
Dr. Wim Peeters
Nach Stationen an der Ruhr-Universität Bochum und der TU Dortmund derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter im DFG-Projekt Poetik des Erfolgs. Institutionelle und narrative Dimensionen von Erfolgsratgebern (1900-1933), verbunden mit dem Lehrstuhl für neuere deutsche Literaturwissenschaft und Medienästhetik der Fernuniversität in Hagen. Studium der Germanistik, allgemeinen Literaturwissenschaft und Niederlandistik in Leuven, Gent und Bochum. 2008 Promotion an der Universiteit Leiden mit Recht auf Geschwätz. Geltung und Darstellung von Rede in der Moderne. 2010 Postdoctoral Research Fellow am International Graduate Centre for the Study of Culture der Justus-Liebig-Universität Giessen.
Veröffentlichungen u.a.:
Zus. mit Thomas Oberender und Peter Risthaus (Hg.): Kriegstheater. Zur Zukunft des Politischen III (2006); „Wenn kein Gebot, kein Soll herrschte in der Welt, ich würde sterben.“ Jakob von Gunten als Glossator (2004); zus. mit Michael Niehaus (Hg.): Mythos Abraham. Texte der Genesis bis Friedrich Chr. Delius (2009); Der Kommentartanz des modernen Literaten. Bénabou, Borges, Broch und Vergil (2012); zus. mit Michael Niehaus (Hg.): Rat geben. Zu Theorie und Analyse des Beratungshandelns (2014); Ludwig Bechsteins Ratgebermärchenkette. Zum Verhältnis von Erzählen und Rat (2014); „Selbsthilfe durch die Macht des Beispiels“. Der Weg zum Erfolg durch eigene Kraft von Hugo Schramm-Macdonald (2015); Bilder des „überflüssigen“ und des „erfolgreichen“ Menschen um 1930 (2017).
Veranstalter: Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) und Buchhandlung Böttger