Dienstag, 8.11.2016, 20 Uhr

Raymond Queneau: Stilübungen - vorgestellt von Frank Heibert und Hinrich Schmidt-Henkel, den Übersetzern der Neuausgabe

Die Übersetzer lesen abwechselnd, einige wenige Texte auch auf Französisch, und zwischendurch erzählen sie etwas über das Buch, über Queneau, über die Hintergründe, aber auch über das Übersetzen eines solchen Textes.

Ein erster Eindruck:

http://www.suhrkamp.de/mediathek/raymond_queneau_stiluebungen_besprechung_1152.html


 
Raymond Queneau: Stilübungen
. Übersetzung: Frank Heibert und Hinrich Schmidt-Henkel.   Bibliothek Suhrkamp Bd.1495. Berlin, Suhrkamp 2016. 224 S. Geb. 22 € 

Im Original erschienen unter dem Titel Exercises de style (Gallimard).

Mit vielen bislang auf Deutsch unveröffentlichten Episoden in dieser Neuausgabe und Neuübersetzung

In einem Pariser Bus der Linie S beschimpft ein junger Mann mit Hut einen älteren Herrn, setzt sich dann auf einen freien Platz und taucht zwei Stunden später an der Gare Saint-Lazare wieder auf, wo einer ihm sagt, sein Überzieher habe einen Knopf zu wenig.

Die Stilübungen bilden das Kunststück, diese Alltagsepisode in über hundert Varianten zu präsentieren – ob als Komödie, Sonett, Haiku, Traum, Amtsschreiben oder Verhör, in Alexandrinern oder Jugendstil, ob kulinarisch, mengenmathematisch, lautmalerisch, weiblich oder reaktionär.

Raymond Queneaus populärer Klassiker ist ein fintenreiches erkenntnistheoretisches Sprachspiel und ein überbordendes Lesevergnügen. Ein geradezu diabolisch hintersinniges Buch.

Alle Kunstfertigkeit im Ausdruck kann dem nichts helfen, der nichts auszudrücken hat, meint Friedrich Schiller. Raymond Queneau beweist das Gegenteil: Er macht aus einer trivialen Episode ein Fest der Sprache, die zuweilen in Abgründe des Menschlichen führt.“ Bayerischer Rundfunk



Raymond Queneau wurde 1903 in Le Havre geboren und lebte ab 1920 in Paris, wo er Philosophie und Literaturwissenschaft studierte. Dort lernte er auch den surrealistischen Kreis um Andre Breton kennen, aus dem er 1929, nach dem Bruch mit Breton, ausgeschlossen wurde. Queneau arbeitete später als Bankbeamter und Handelsvertreter, als Lektor und Übersetzer und war Secretaire generale des französischen Verlags Gallimard. 1960 begründete der Romancier und Poet, der sich auch als Cineast und Mathematiker betätigte, die internationale Sprachwerkstatt Ouvroir de Litterature potentielle (Werkstatt für potentielle Literatur), OuLiPo. Queneau starb 1976 in Paris.



Frank Heibert, wurde 1960 in Essen geboren. Er studierte Romanistik und Germanistik an der Freien Universität Berlin, publizierte 1993 seine Dissertation über »Das Wortspiel als Stilmittel und seine Übersetzung am Beispiel von sieben Übersetzungen des ›Ulysses‹ von James Joyce«. Heibert war Mitbegründer und Leiter von zebra literaturverlag. Neben Übersetzungen aus dem Englischen (Don DeLillo, Richard Ford, William Faulkner, G. Saunders, Amos Oz, Yasmina Reza u.a.) und romanischen Sprachen veröffentlichte er 2006 mit »Kombizangen« auch einen ersten Roman.

2012 Übersetzerpreis der der Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Stiftung

Helmut-M.-Braem-Preis 2016 an Frank Heibert:

Für sein übersetzerisches Gesamtwerk erhält Frank Heibert den Helmut-M.-Braem-Übersetzerpreis 2016. Die Auszeichnung wird in diesem Jahr zum 20. Mal vom Freundeskreis Literaturübersetzer und dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels vergeben und ist mit 10.000 Euro dotiert.
Die Verleihung fand am 11. Juni im Rahmen des 13. Wolfenbütteler Gesprächs statt.

Hinrich Schmidt-Henkel übersetzt Belletristik, Theaterstücke und Lyrik aus dem Norwegischen, Französischen und Italienischen. Zu den von ihm übersetzten Autoren gehören Jon Fosse, Kjell Askildsen, Jean Echenoz, Édouard Louis und Louis-Ferdinand Céline.

Eine Veranstaltung der Buchhandlung Böttger mit freundlicher Unterstützung der WELTLESEBÜHNE

Eintritt: 10 €