Mittwoch, 26.10.2016, 20 Uhr

Prof. Dr. Jan Assmann: Exodus

Jan Assmann: Exodus.
Die Revolution der alten Welt. Beck 2015. 496 Seiten mit 40 Abbildungen. Ln 29,95 €

Die Geschichte vom Auszug aus Ägypten ist eine der größten Erzählungen der Menschheit. Sie steht für die Befreiung aus Sklaverei, aber auch für die Erfindung des Glaubens an den einen Gott. Jan Assmann verfolgt die Spuren der Exodus-Erzählung zurück bis ins Alte Ägypten und nach vorne bis ins 20. Jahrhundert. Er entfaltet eine neue Theorie des Monotheismus und zeigt, warum die Geschichte vom Auszug aus Ägypten auch die Gründungserzählung der modernen Welt ist.

Das Buch Exodus enthält Schlüsselszenen der Heilsgeschichte, die in Judentum, Christentum und Islam, aber auch in Kunst und Literatur eine vielfältige Wirkung entfaltet haben: von der Fron der Israeliten in Ägypten über die Offenbarung Gottes in einem brennenden Dornbusch, die zehn Plagen, die Stiftung des Passah-Festes und den Durchzug durchs Schilfmeer bis zum Empfang der Zehn Gebote und den Tanz ums goldene Kalb. Wann sind diese Geschichten entstanden? Welche ägyptischen und altorientalischen Parallelen oder gar Wurzeln haben sie, und was an ihnen ist radikal anders und neu? Wer hat diese Erzählungen schließlich zu dem Buch Exodus, dem Gründungsdokument einer neuen Religion, verbunden? Jan Assmann geht diesen Fragen auf dem neuesten archäologischen und bibelwissenschaftlichen Forschungsstand nach. Er präzisiert seine viel diskutierte Monotheismus-Theorie und erklärt die revolutionären, weltgeschichtlichen Folgen des Auszugs aus Ägypten.

Assmanns großartige Sätze - man möchte sie immerfort zitieren - schlagen gewaltige Schneisen ins Dunkel der altorientalistischen Geschichte." Kathrin Meier-Rust, Neue Zürcher Zeitung, 28. Juni 2015

Jan Assmann,
geboren 1938, hatte von 1976 bis 2003 den Lehrstuhl für Ägyptologie an der Universität Heidelberg inne und leitet seit 1978 ein Grabungsprojekt in Luxor (Oberägypten). Seit 2005 ist er Professor für Allgemeine Kulturwissenschaft und Religionstheorie an der Universität Konstanz, außerdem Ehrendoktor verschiedener Universitäten, darunter der Hebrew University, Jerusalem. 1998 erhielt er den Preis des Historischen Kollegs.

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung verleiht den mit 20.000 € dotierten Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa in diesem Jahr an Jan Assmann. Der Preis wird ihm am 5. November 2016 in Darmstadt verliehen.

In der Begründung der Jury heißt es: Mit Jan Assmann würdigt die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung einen Wissenschaftler, der mit weitgespannter Gelehrsamkeit und begrifflichem Scharfsinn die Religionsgeschichte unserer Kultur befragt. Er habe weite Bereiche der kulturwissenschaftlichen Forschung auf neue Grundlagen gestellt und damit „die geistigen Überlieferungen Europas neu lesbar gemacht.“