Mittwoch, 24. April 2013, 19.30 Uhr

Das Werk von Elie Wiesel als Impuls für eine Kultur der Erinnerung -
Vortrag von Prof. Dr. Reinhold Boschki   
                                                           
Eine Veranstaltung der Reihe „neben dem Bahnhof“                                                        

Eintritt: frei

Der Auschwitzüberlebende und Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel hat sein vielfältiges Werk wie in konzentrische Kreise um die Schreckenserfahrung der Todeslager geschaffen. Den Kern bildet das Buch „Nacht“, sein autobiografischer Bericht über die Deportation, die Lager und das knappe Überleben. Die weiteren fast 50 Bücher Wiesels sind Romane, Dramen, Schriften zur jüdischen Tradition und Essays zu Fragen der Erinnerung, Menschenwürde und des Kampfes gegen Krieg, Rassismus und Gewalt. Das Werk steht für eine Erinnerung, die vor allem einem dienen will: der Humanität in Gegenwart und Zukunft.

WieselElie Wiesel, 1928 im damals ungarischen Siebenbürgen geboren, wurde 1944 mit seiner Familie nach Auschwitz deportiert. Seine Eltern, die Großeltern und die jüngste Schwester wurden ermordet. Er selbst erlebte das Kriegsende in Buchenwald. Zunächst ging er nach Straßburg, um Französisch zu lernen, danach lebte er in Paris und studierte an der Sorbonne. 1948 ging er nach Israel und berichtete für eine französische Zeitung über die israelische Staatsgründung. 1956 wurde er UNO-Berichterstatter in New York. Im Jahr 1958 erschien sein erstes Buch unter dem Titel Nacht. Dieses wurde von ihm ursprünglich als Buch in jiddischer Sprache mit einem Umfang von etwa 800 Seiten geschrieben. Erst als er es auf 127 Seiten kürzte, wurde es veröffentlicht. Bewusst karg im Stil erzählt Elie Wiesel seine Erfahrung als Kind in Auschwitz. Jeder Satz ist ein Testament, jede Zeile spricht uns unmittelbar an. Das wichtigste Werk Elie Wiesels und Bezugspunkt all seiner anderen Bücher. Ein Grundbuch zu einem unauslöschlichen Kapitel deutscher Geschichte und ein zeitloses menschliches Dokument.

Seit 1963 ist Elie Wiesel amerikanischer Staatsbürger. Er erhielt 1972 eine Professur an der City University of New York und lehrte Philosophie, Judaistik und Literatur. Seit 1978 ist er Professor für jüdische Studien an der Universität in Boston.1968 erhielt er den Friedensnobelpreis. Sein schriftstellerisches Werk umfasst Romane, Essays, Porträts, Theaterstücke und eine Autobiographie. Er wurde mit zahlreichen Auszeichnungen und Ämtern geehrt und ist Mitglied des PEN. 1979 bis 1986 war er Vorsitzender des U.S. Holocaust Memorial Councils.

Prof. Dr. Reinhold Boschki  studierte katholische Theologie und Erziehungswissenschaften in Tübingen, Münster und Boston (USA). Er promovierte bei Johann Baptist Metz in Münster über das Thema ‚Theologie und Anthropologie im Werk von Elie Wiesel’. Von 1998 bis 2004 war er an der Universität Tübingen beschäftigt. Er habilitierte dort 2003 in Religionspädagogik zum Thema „Beziehung als Leitbegriff der Religionspädagogik. Grundlegung einer dialogisch-kreativen Religionsdidaktik“. Seit 2006 ist er Professor für Religionspädagogik, religiöse Erwachsenenbildung und Homiletik an der Universität Bonn.