Dienstag, 14.03.2023, 20 Uhr

Dinçer Güçyeter stellt seinen Gedichtband 'Mein Prinz, ich bin das Ghetto' und seinen Roman 'Unser Deutschlandmärchen' vor
 
Dinçer Güçyeter, Mein Prinz, ich bin das Ghetto. Gedichte. elifverlag 2021. 98 S. 20,00 €

Was der Lyriker Dinçer Güçyeter in seinem Gedichtband „Aus Glut geschnitzt", seinem Lyrikband von 2017, bildstark und sprachgewaltig begann, findet in der neuen Sammlung seine radikale Fortschreibung. Radikal, weil die neuen Gedichte noch tiefer nach den Wurzeln seiner Herkunft graben, noch gründlicher das Geflecht familiärer Bindungen ausleuchten, die Herausforderungen des Aufbruchs ins Neue, ins Ungewisse, den manchmal tödlichen Zusammenprall gesellschaftlich tradierter Vorstellungen mit anderen Lebensweisen. Ob die Texte ihren geografischen Ort in einem anatolischen Dorf oder in der Prostituierten-Szene Istanbuls haben, in einem kindlichen Fantasiereich oder in der niederrheinischen Provinz, der Gedichtband „Mein Prinz, ich bin das Ghetto" verwebt sie zu einer die Vielfalt der menschlichen Existenz umspannenden Welt.

Dincer Gücyeter wurde 2022 mit Peter-Huchel-Preis ausgezeichnet.

Dinçer Güçyeter: Unser Deutschlandmärchen. Roman. mikrotext 2022. 203 S. mit Fotographien aus dem Familienarchiv. Geb. 25,00 €

Unser Deutschlandmärchen ist eine Familiengeschichte in vielen Stimmen. Frauen mehrerer Generationen und der in Almanya geborene Sohn erinnern sich in poetischen, oft mythischen, kräftigen Bildern und in Monologen, Dialogen, Träumen, Gebeten, Chören. Dinçer Güçyeter erzählt vom Schicksal türkischer Griechen, von archaischer Verwurzelung in anatolischem Leben und von der Herausforderung, als Gastarbeiterin und als deren Nachkomme in Deutschland ein neues Leben zu beginnen.

Unser Deutschlandmärchen ist ein Hybrid. Güçyeter hat Fotografien, Gedichte, Briefe und erzählerische Passagen zu einem Panorama der großen Versprechungen und des Ankommens verdichtet. 1965 kommen seine Eltern aus der Türkei an den Niederrhein. Wir sehen das erste Passbild von Fatma, seiner Mutter, aus dem Jahr 1966, daneben das Gedicht mit dem Titel „Gastarbeiterchor“, das anhebt mit den Zeilen „Ist das hier meine Heimat, meine Erde, mein Ort? / Soll ich hier die Lücke einer Leere füllen?“ Das Leben in der neuen, reichen Heimat besteht für Fatma aus zwei Jobs, einem in der Fabrik, einem als Putzfrau. Der Vater eröffnet eine Kneipe, in der er allzu großzügig anschreiben lässt.“ SWR

Dinçer Güçyeter, geboren 1979 in Nettetal ist ein deutscher Theatermacher, Lyriker, Herausgeber und Verleger. Güçyeter wuchs als Sohn eines Kneipiers und einer Angestellten auf. Er machte einen Realschulabschluss an einer Abendschule. Von 1996 bis 2000 absolvierte er eine Ausbildung als Werkzeugmechaniker. Zwischenzeitlich war er als Gastronom tätig. Im Jahr 2012 gründete Güçyeter den ELIF Verlag mit dem Programmschwerpunkt Lyrik. Seinen Verlag finanziert Güçyeter bis heute als Gabelstaplerfahrer in Teilzeit. 



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