Freitag, 06.02.2026, 20 Uhr
DAS MODELL - ein Arthouse-Film mit Thomas Franke
- nach dem gleichnamigen Theaterstück, inspiriert von Howard Phillips Lovecrafts Erzählung „Pickmans Modell“, Laufzeit ca. 47 Minuten)
In dieser Veranstaltung führt Thomas Franke den Film vor, spricht über die Entstehungsgeschichte des Theaterstücks wie der Verfilmung, über die dabei erlebten Seltsamkeiten, den Bezug der Erzählung auf die Hexenjagden in Salem und stellt sich den Fragen des Publikums.
Im Jahr 1995 entwickelte der Schauspieler Thomas Franke gemeinsam mit dem damals am Beginn seiner Karriere stehenden Theaterregisseur Reinar Ortmann ein hochinteressantes Theaterprojekt: sie erarbeiteten nach Motiven der im Jahr 1927 von H. P. Lovecraft geschriebenen Erzählung „Pickmans Modell“ einen Monolog für jeweils nur einen Zuschauer, der während der folgenden Jahre ein internationales Medienecho generierte. Franke spielte das Stück über insgesamt 15 Jahre mit mehr als 800 Vorstellungen in mehreren Städten Deutschlands, - immer in kellerähnlichen Räumen, weil ein solcher zum Interieur der Aufführung gehörte. Zwei der Kellerlöcher befanden sich in der Stadt Bonn: das eine in der Brotfabrik, das zweite in den Gruften unter dem Theater „Die Pathologie“.Den Anstoß, ein Theaterstück für jeweils nur einen Zuschauenden zu inszenieren, gab die Bemerkung des bekannten Theatermachers Peter Brook: „Ich kann jeden leeren Raum nehmen und ihn eine nackte Bühne nennen. Ein Mann geht durch den Raum, während ihm ein anderer zusieht; das ist alles, was zur Theaterhandlung notwendig ist.“ Auf der Grundlage dieses Gedankens erarbeiteten Reinar Ortmann und Thomas Franke – der auf dem „International New York Fringe Festival“ im Jahr 2000 mit dem „Fringe Overall Award for the Best Male Performance“ als bester Schauspieler geehrt wurde – ein „Téte-à-téte in der Gruft“, wie die Süddeutsche Zeitung die Inszenierung nannte, für wirklich jeweils nur einen Zuschauer, in dessen Verlauf dieser vom rätselhaften spurlosen Verschwinden des Malers Pickman erfuhr, ein Plagiator von Goyas und James Ensors bösen Visionen.
Der Theatermonolog beginnt damit, daß vor einem leeren Bilderrahmen im Keller ein kahlköpfiger Mann steht. Stumm winkt er den zögernden Besucher zu sich, starrt ihn lange an, wendet sich schließlich ab und raunt: „Du glaubst, ich bin verrückt ...?“ Und plötzlich verändert sich der Habitus des Erzählers, er zittert und zuckt; ein völlig anderer Mensch als der ihn begrüßende sitzt dem Besucher gegenüber, der sich unmittelbar in die zweite Rolle des Theaterstücks gedrängt fühlt.
Wohl jedem einzelnen Zuschauer ist es eiskalt den Rücken heruntergelaufen, wenn er irgendwo in einem heruntergekommenen Kellerloch saß und von einem scheinbar völlig verstörten Franke mit stechendem Blick fixiert wurde. Der Clou der Vorführung besteht in der alptraumhaften Distanzlosigkeit und bizarren Intimität einer klaustrophobischen Situation, die alle möglichen Urinstinkte beim Betrachter anspricht.
Im Jahr 2001 wurde Frankes Meisterstück mit ihm in den Gewölben des alten Bergisch Gladbacher Stadtgefängnisses verfilmt (Regie: Reinar Ortmann, Kameras: Horst Reese und Peter Brandt). Zur Filmpremiere, die am 10. November 2001 in der Kinemathek der Bonner Kulturinstitution „Brotfabrik“ stattfand, stand im General-Anzeiger zu lesen: „‘Das Modell‘ tut als Film und Theaterstück so, als ob es ferne Vergangenheit wäre. Wenn Franke mit sanfter Stimme den künstlerisch-künstlichen Horrorvisionen auf die Spur kommt und seine zitternden Glieder zu beruhigen sucht, sieht man die Schweißperlen auf seinem kahlen Schädel und spürt (auch im ungeheizten Kino und im unterkühlten Film) die Hitze der makabren Erkenntnis, die er – einmal in die Mysterien der Unterwelt eingeweiht – mit seinem Alter Ego endgültig teilen muß.“ (Elisabeth Einecke-Klövekorn)
Am Freitag, den 06. Februar 2026, um 20.00 Uhr, führt Thomas Franke den Film in der Buchhandlung Böttger (Maximilianstraße 44 / 53111 Bonn) vor, spricht über die Entstehungsgeschichte des Theaterstücks wie der Verfilmung, über die dabei erlebten Seltsamkeiten, den Bezug der Erzählung auf die Hexenjagden in Salem und stellt sich den Fragen des Publikums.