Dienstag, 31.01.2023, 20 Uhr

Prof. Dr. Klaus Vieweg: Philosophie und  Literatur in Star Trek (mit Lichtbildern)
 
Klaus Vieweg schreibt zu seiner Veranstaltung:

Philosophie und Literatur in Star Trek

„Der mit dem Star Trek-Schöpfer Gene Roddenberry befreundete und durch seinen Roman Fahrenheit 451 weltbekannt gewordene Ray Bradbury sah in der Science-Fiction einen Zufluchtsort für die Philosophie und Literatur. Roddenberry, der schon als Kind Jonathan Swifts berühmte Geschichte von Gullivers Reisen kannte, hatte in einem seiner ersten Vorstellungen für Star Trek dem Captain den Namen Gulliver gegeben. Die abenteuerlichen Fahrten des Gulliver auf zu unbekannten Ländern und anderen Lebensformen bildeten eine echte Fundgrube für die Star Trek-Episoden. Gulliver wird in die seltsamsten und merkwürdigsten Regionen der Welt verschlagen, in die Reiche von Zwergen und Riesen, auf Inseln der Zauberer. Während seiner spannenden wie gefahrvollen Expeditionen, die mit beißender Ironie und Satire ein kritisches Bild seiner eigenen Gesellschaft zeichnen, trifft Gulliver auf Wesen, die sinnlose Kriege führen, die Häuser von den Dächern her bauen und aus Gurken Sonnenlicht pressen wollen.

Roddenberry beabsichtigte, mit Star Trek dasselbe „tun zu können wie Jonathan Swift mit Gullivers Reisen. Roddenberry wollte mit seiner Weltraum-Saga der eigenen Gesellschaft den nicht nur Erfreuliches zeigenden Spiegel vorhalten. Wie Swift wollte er das politische System satirisch darstellen, als ob kleine lila Leute von einem entlegenen Planeten die Figuren der Serie sein würden. Im Sinne von Gullivers Reisen sollte „spektakuläre Unterhaltung mit bedeutungsvollem Drama und etwas Substantiellem kombiniert“ werden.Star Trek als Gullivers Reisen zu den Sternen. Faszinierend!

Roddenberry verstand sein großartiges Filmprojekt als seine „soziale Philosophie, sein philosophisches Verständnis des Lebens und der humanen Bedingungen des Menschseins. Er ging davon aus, dass seine philosophischen Ansichten über das Medium des Films viele Menschen erreichen würden und er behielt Recht! Dies gilt besonders für seine Ideen des Respekts für all die vielfältigen Kulturen und Lebensformen, die Ablehnung jeder Art von Diskriminierung, Sklaverei, Rassismus und anderer Unterdrückung, sein Votum für die Überwindung von Krieg und Armut, seine Positionen gegen tyrannisch-totalitäre politische Ordnungen. Laut George Takei (Sulu) verstand Roddenberry sein Projekt als „eine Art Raumschiff Erde“ – „die Abenteuer von Erforschung und Entdeckung sind in die Milchstraße hineinprojiziert, es geht darum, nicht nur die Treffen und Konfrontationen mit fremden Wesen und Zivilisationen zu bestehen, sondern besonders die Auseinandersetzung mit uns selbst.“

Im Büchlein To beam or not to beam – Die Literatur in Star Trek (2020) (nach dem Band Wozu braucht Gott ein Raumschiff? Die Philosophie in Star Trek 2016) werden Beispiele des Rückgriffs auf literarische Vorbilder, auf poetische Werke behandelt. Das Spektrum literarischer Bezüge der Star Trek-Originalserie ist sehr breit gespannt. Dazu gehören Homers Odyssee, Sophokles’ Antigone, Aristophanes’ Die Wolken und Die Vögel, Lukians Luftreise und Ovids Narziss, über Shakespeares Hamlet und Macbeth, Morus’ Utopia bis zu Frankenstein von Mary Shelley, Poes William Wilson und Die Maske des Roten Todes, Lewis Carrols Alice im Wunderland und Alice hinter den Spiegeln, Stevensons Dr. Jekyll und Mr. Hyde, Wells’ Die Zeitmaschine bis zu Bradburys Fahrenheit 451 und Orwells 1984. Spock beruft sich gar auf Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes: „Einer meiner Vorfahren hat immer gesagt: Wenn man das Unmögliche ausschließt, muss, was auch immer bleibt, die Wahrheit sein.“

Klaus Vieweg (Essays) und Olivia Vieweg (Illustrationen): Die Philosophie in Star Trek. Cross Cult 2020. 304 S. Kart. 18.00€

Klaus Vieweg und Olivia Vieweg: Die Literatur in Star Trek. Cross Cult 2021. 223 S. Kart. 14,00 €

Im September 2021 hat Klaus Vieweg seine Hegel-Biographie in der Buchhandlung vorgestellt:

Klaus Vieweg: Hegel. Der Philosoph der Freiheit. Biographie. Beck 2019. 824 S. mit 59 Abbildungen. Geb. 34 €    

Klaus Vieweg zeichnet in dieser Leben und Werk Hegels gleichermaßen würdigenden großen Biographie ein neues Bild des bedeutendsten Vertreters des deutschen Idealismus.



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