Freitag, 02.02.2018, 20 Uhr

Kurt Flasch: Hans Blumenberg

Kurt Flasch: Hans Blumenberg. Philosoph in Deutschland: Die Jahre 1945 bis 1966. Klostermann 2017. 620 Seiten. Ln 98,00 €

Das Interesse an der Philosophie von Hans Blumenberg (1920–1996) wächst im In- und Ausland. Es konzentriert sich aber fast immer auf seine spätere Zeit. Die Gründe der Vernachlässigung seiner frühen Schriften sind leicht zu erklären: Sie suchen ihren Weg zwischen Husserl und Heidegger im Blick auf Texte der mittelalterlichen Philosophie, und vieles blieb ungedruckt.

Die Monographie von Kurt Flasch beruht auf Archivstudien und greift zurück auf lebenslange eigene Quellenarbeit zur Philosophie des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Sie rekonstruiert die philosophische Entwicklung Blumenbergs von seinen frühesten Texten bis zur Diskussion um die Legitimität der Neuzeit (1966). Sie diskutiert philosophisch und philologisch deren Argumentation und bezieht sie auf die  gleichzeitige geschichtliche Entwicklung der Bundesrepublik. Sie geht der Kritik nicht aus dem Weg, verleugnet aber nicht die persönliche Empathie für den Denker Blumenberg.

Die umfangreiche Studie ist, bei aller Gelehrtheit der Darstellung, in höchstem Grade lesbar – so wie man es von dem großen Stilisten Kurt Flasch gewohnt ist.

Pressestimmen:
„Ein ausgezeichnetes Buch ... Lehrreich und oft vergnüglich zu lesen ... [Flasch hat sich] auf die ersten zwanzig Jahre des Wirkens von Blumenberg beschränkt. Über diese Jahre wussten auch begeisterte Blumenberg-Leser bisher am wenigsten. Deshalb ist Flaschs Buch gerade für sie wertvoll. Aber in weiten Teilen faszinierend zu lesen ist es für jedermann."  Jürgen Busche, in: SZ, 27.10.2017

„Habitus temperamentvoller Klarheit ... Hans Blumenberg ist für den Mediävisten und Philosophiehistoriker Kurt Flasch noch heute ein Zeitgenosse. [In diesem Buch] balgt er sich mit ihm, gelehrt und akribisch, dass es eine Lust ist." Manfred Sommer, in: FAZ, 7.10.2017

Prof. Dr. Kurt Flasch, 1930 geboren, ist einer der international angesehensten deutschen Mediävisten und Philosophiehistoriker, ausgewiesen durch zahlreiche Publikationen zur mittelalterlichen Philosophie, die z. T. den Status von Standardwerken erreicht haben. Er ist Mitglied der Römischen Akademie der Wissenschaften (Accademia dei Lincei), ferner der Toskanischen Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Florenz (La Colombaria), der Göttinger Akademie der Wissenschaften und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Er erhielt zahlreiche Preise: 2000 den Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa, 2009 den Hannah- Arendt-Preis, 2010 den Lessing-Preis für Kritik, den Tractatus-Preis und den Joseph- Breitbach-Preis. Von 1970 bis 1995 war er Professor für Philosophie in Bochum, danach Gastprofessor an der Sorbonne.