Dienstag, 12.05. 2015, 20 Uhr

Nach Rußland! Onkel und Neffe erforschen Sibirien - Carl Heinrich Merck (1761 - 1799) und Johann Heinrich Merck (1741 - 1791) vorgestellt von Dittmar Dahlmann, Ulrike Leuschner und Diana Ordubadi



Prof. Dr. Dittmar Dahlmann 
war von 1996 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2015 Professor für osteuropäische Geschichte an der Universität Bonn.


Dr. Ulrike Leuschner 
ist Literaturwissenschaftlerin. Sie leitet die Forschungsstelle 'Johann 
Heinrich Merck' an der Technischen Universität Darmstadt und ist Herausgeberin des Briefwechsels (5 Bde., 2007) und der Schriften (bisher 4 Bde, 2012-2015) von Johann Heinrich Merck


Dr. Diana Ordubadi 
arbeitet am Seminar für osteuropäische Geschichte der Universität Bonn


Carl Heinrich Merck: Beschreibung der Tschucktschi, von ihren Gebräuchen und Lebensart" sowie weitere Berichte und Materialien.  
Beiträge von Sylke Frahnert, Michael Knüppel, Lupold Lehsten,   Herausgegeben von Dittmar Dahlmann, Diana Ordubadi und Helena Pivovar, Helena. Wallstein  2014.   552 S.   mit 106 z.T. farb., Abb. Ln 29,80 €    

Auf Geheiß der russischen Zarin Katharina II. begleitete der deutsche Arzt Carl Heinrich Merck als Naturforscher die geheime astronomische und geographische Expedition zur Erkundung Ostsibiriens und Alaskas (1785-1795).Von August 1791 bis Februar 1792 reisten Carl Heinrich Merck, sein Kapitän Joseph Billings und einige weitere Mitglieder der Mannschaft durch die Halbinsel Cukotka. Sie waren die ersten Europäer, die längere Zeit mit den Cukcen, die sich bis dahin beharrlich allen engeren Kontakten mit den Russen verweigert hatten, zusammenlebten und sie bei ihrem nomadischen Leben begleiten durften.Die von Merck verfasste "Beschreibung der Tschucktschi" gilt heute als das erste und ausführlichste Dokument des 18. Jahrhunderts zur Ethnologie dieses sibirischen Volkes. Mit der originalgetreuen, umfangreich kommentierten Edition wird dieses faszinierende historische Dokument erstmals für die kulturwissenschaftliche und ethnologische Erschließung zugänglich gemacht.



Außerdem befinden sich folgende Titel auf dem Büchertisch:

Carl Heinrich Merck: Das sibirisch-amerikanische Tagebuch aus den Jahren 1788 - 1791. Herausgegeben von Dittmar Dahlmann, Anna Friesen und Diana Ordubadi. Wallstein 2009.  413 S. mit 33 Abb., 1 Faltkarte. Ln. 24,90 €

Mit einem umfassenden Kommentar wird das sibirisch-amerikanische Tagebuch von C. H. Merck erstmals in deutscher Sprache ediert. Damit wird ein Universalgelehrter gewürdigt, der es verdient, neben seinen berühmteren Zeitgenossen wie Johann Georg Gmelin, Peter Simon Pallas und Georg Wilhelm Steller zu stehen.

 Gerade erschienen:

Johann Heinrich Merck: Gesammelte Schriften. Übersetzungen aus dem Englischen 1762-1765. Herausgegeben von Ulrike Leuschner unter Mitarbeit von Amélie Krebs. Mit einer Einleitung von Marie-Luise Spieckermann. 2 Bde. 1150 S. mit46 Abb. Und 32 Kupfertafeln. Wallstein 20ß15. 69 €

Drei Übersetzungen aus dem Englischen an einem Wendepunkt der deutschen Kulturgeschichte durch den jungen Merck.

Als um 1760 die englische Literatur die französische in ihrer Vorbildfunktion ablöste, nahm Merck, Student an der fortschrittlichen Universität Erlangen, an diesem Wechsel in der deutschen Kulturgeschichte mit der Übersetzung dreier markanter Werke teil: Seinem Universitätslehrer Arnold widmete er die Übersetzung von »Franz Hutchesons Untersuchung unserer Begriffe von Schönheit und Tugend« (1762). Datiert auf den Tag seiner Volljährigkeit, beweist er mit diesem intensiven Eintauchen in die englische Aufklärungsphilosophie seine geistige Mündigkeit aus. Als sein Beitrag zur Abkehr von der klassizistischen Regelpoetik, wie sie Gottsched in seinem französisierenden »Sterbenden Cato« noch musterhaft erfüllt hatte, darf die redliche Prosaübertragung von Joseph Addisons Trauerspiel »Cato« (1763) gelten. Mercks dritter Übersetzung, »Reisen oder Anmerkungen verschiedene Theile der Barbarey und der Levante betreffend« (1765), liegt der fulminante Reisebericht des anglikanischen Geistlichen Thomas Shaw zugrunde. Das Werk, bis weit ins 19. Jahrhundert eine vielzitierte Quelle für die Kenntnis Nordafrikas und des vorderen Orient, wurde wegweisend für Mercks paläontologische und naturkundliche Interessen.

Weitere Bände der Schriften von Johann Heinrich Merck, die Ulrike Leuschner ediert hat:

Bd 1: Schriften 1760-1775. 34,90 €

J
ohann Heinrich Merck (1741-1791) war Kriegsrat in Darmstadt und als Kunst-, Literatur- und Wissenschaftskenner publizistisch tätig.

Die chronologische Anordnung seiner Schriften dokumentiert die Gleichzeitigkeit seines Schaffens in den unterschiedlichsten Themen und Genres. Neben Mercks Dichtungen, Essays und Rezensionen von den ersten Übungen des Erlanger Studenten bis zu den Beiträgen des etablierten Mitarbeiters am »Teutschen Merkur« kommen zahlreiche neuaufgefundene Texte erstmals zum Abdruck. Der Jahrgang 1772 der »Frankfurter gelehrten Anzeigen«, der von Merck federführend betreut wurde, wird in Band 2 der Ausgabe erscheinen.                      



Bd 3: Schriften 1776-1777. 34,90 €

Als Autor, Rezensent und Kunsthistoriker nahm Johann Heinrich Merck bereits unter den Zeitgenossen eine zentrale Position ein. Er war Freund und Förderer des jungen Goethe. Sein umfangreicher Briefwechsel zeigt Merck weit darüber hinaus als breit interessierte, einflussreiche Persönlichkeit: Neben dem belletristischen und publizistischen Schreiben beschäftigte er sich mit Wirtschafts- und Sozialgeschichte, betrieb Naturforschung und gilt als Mitbegründer der Kunstkritik und Kunstgeschichte in Deutschland.  Neben Mercks Dichtungen, Essays und Rezensionen kommen in Band 3 zahlreiche neuaufgefundene Texte erstmals zum Abdruck.  


Bd 4: Schriften 1778. 34,90 €

Dem versierten Darmstädter Kriegsrat Johann Heinrich Merck steht der »Teutsche Merkur« jetzt in all seinen Sparten offen. In fünf Lieferungen erscheint, changierend zwischen Novelle und agrarischer Aufklärungsschrift, die »Geschichte des Herrn Oheims«, flankiert von dem poetologischen Seitenstück »Ueber den Mangel des Epischen Geistes in unserem lieben Vaterland«. Als Kunstkritiker schafft Merck Standards, durch sensible Bildbeschreibungen ebenso wie durch die kenntnisreiche Identifizierung von Fälschungen und die Kriterien zur Anlage einer Kupferstichsammlung. Mit 81 Rezensionen unterschiedlichster Werke übernimmt er den überwiegenden Anteil im »Kritischen Fach«. Mit Intellektualität und Taktik meistert er den Konflikt zwischen Lavater und Lichtenberg, in den der »Teutsche Merkur« mitsamt seinem Herausgeber Wieland zu geraten droht. 
Der Ertrag des Jahres 1778 füllt Band 4 innerhalb der chronologisch angelegten Ausgabe der »Gesammelten Schriften«.   


Johann Heinrich Merck: Briefwechsel. Herausgegeben von Ulrike Leuschner in Verbindung mit Julia Bohnengel, Yvonne Hoffmann und Amélie Krebs. 5 Bde. 3306 S. Wallstein 2007. 148 €

Die Korrespondenz von Johann Heinrich Merck, ediert und kommentiert, ist eine editorische und bibliophile Kostbarkeit aus dem »Jahrhundert des Briefes«.

Bekannt ist Johann Heinrich Merck vor allem als Freund und Briefpartner Goethes und der Herzogin Anna Amalia. Aber sein Werk und sein umfangreicher Briefwechsel haben einen deutlich weiteren Horizont. Als Schriftsteller, Rezensent und Verleger griff Merck in das literarische Geschehen seiner Zeit ein. Als Kunstkenner und -vermittler förderte und beriet er Künstler und Sammler. Den Fürsten unter seinen Briefpartnern galt er als Fachmann in agrarökonomischen Fragen. Nach 1780 führte ihn seine Leidenschaft für die Naturforschung auf das kaum erschlossene Feld der Paläontologie und ließ ihn intensive Kontakte mit den Fachgelehrten knüpfen.

Die überlieferte Korrespondenz mit rund 150 Briefpartnern in Europa umfasst über 1000 Briefe aus 27 Jahren. Sie dokumentiert eine Fülle von Ereignissen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Technik, Kunst, Literatur und Alltagsleben im ausgehenden 18. Jahrhundert. Der ausführliche Kommentar beleuchtet die kulturhistorischen und sozialen Hintergründe. Die Ausgabe enthält zahlreiche Erstdrucke und viele nach den Handschriften hier erstmals vollständig gedruckte Briefe.

Ulrike Leuschner: Johann Heinrich Merck. Wehrhahn Verlag 2010. 160 S. Kart. 16,80 €

Ulrike Leuschner zeichnet Mercks Lebensweg aufgrund des ausgedehnten Briefwechsels und aktueller Forschungsergebnisse zu seinem Werk nach.

„Ein Mensch wie Merck wird gar nicht mehr geboren, und wenn er geboren würde, so würde die Welt ihn anders ziehen“, würdigt Goethe die außergewöhnliche Persönlichkeit des Jugendfreundes im Gespräch mit Eckermann.