Donnerstag,23.04.2015, 20 Uhr

Lukrez: Über die Natur der Dinge - vorgestellt von Klaus Binder

Lukrez: Über die Natur der Dinge. Neu übersetzt und reich kommentiert von Klaus Binder.
Mit einem Vorwort von Stephen Greenblatt. Berlin, Galiani 2014. 408 S. Ln. 39,99 €

Klaus Binder ist mit dieser Übersetzung nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2015. 

Fast unglaublich war, was der italienische Humanist Poggio Bracciolini in einem deutschen Kloster entdeckte – kurz nachdem in Konstanz Johannes Hus als Ketzer verbrannt worden war: ein Gesang aus der Römerzeit, der in wunderbarer Poesie vom Bau der Welt erzählt und wie die Menschen darin ein glückliches Leben führen können – ohne Angst vor dem Tod und ohne falsche Furcht vor Göttern. Die nämlich – so Lukrez – sollen den Menschen getrost egal sein. Eine philosophisch fundierte Feier der Natur, des Lebens und der Liebe. Es dauerte Jahrzehnte, bis das Buch im Druck erschien, und noch Giordano Bruno, der sich auf dieses Buch berief, wurde wegen Ketzerei verbrannt. Aber der Siegeszug dieses unendlich schönen, freien und unvoreingenommenen Textes war nicht mehr aufzuhalten: Bruno, Galilei, Montaigne, Shakespeare, Gassendi, die Enzyklopädisten, Sterne, Wieland, Friedrich II., Goethe, Kant und Karl Marx, Nietzsche, Albert Einstein und Camus gehörten zu den Kennern und Verehrern des Buchs.

Der Übersetzer Klaus Binder bemerkte bei seiner Arbeit an Stephen Greenblatts Buch über Lukrez (Die Wende), dass keine der vorliegenden deutschen Übersetzungen für ihn die Schönheit und die inhaltliche Raffinesse des Lukrez’schen Gedichts zufriedenstellend wiedergibt. Also machte er sich selbst an die Arbeit und legt – wie einst z. B. Wolfgang Schadewaldt mit Homer – eine verständnisfördernd kommentierte, rhythmisierte Prosaübersetzung vor.

(Stephan Greenblatt: Die Wende. Wie die Renaissance begann. Übersetzt von KLaus Binder. Pantheon 2013.)