Dienstag, 20.01.2015, 20 Uhr

László Földényi: Zwischen Melancholie und Ekstase. Dostojewski und das religiöse Erlebnis

Zu der Veranstaltung:

„Was wäre das Leben des Menschen anderes als ein einziger Augenblick, in dem das Unmögliche plötzlich einen Riß bekommt, und etwas möglich wird? Wie ein Blitz ist der Augenblick zwischen der Geburt und dem Tod; ein leuchtendes Wurzelwerk, das sich plötzlich in den Körper der Dunkelheit entlädt. Solange er dauert, überragt er alles andere und erscheint unzerstörbar, zeitlos, er selbst zerstört, er selbst erschafft die Zeit. Danach verschwindet er genauso plötzlich wie er gekommen ist. Die gleiche Unermeßlichkeit vernichtet ihn, der er auch seine Geburt verdankte.“ László Földényi

Auf folgende Bücher wird Bezug genommen:

László F. Földényi: Dostojewski liest Hegel in Sibirien und bricht in Tränen aus. Mit einem Nachwort von Alberto Manguel. Aus dem Ungarischen von Hans Skirecki. Matthes & Seitz Berlin 2012.  Kt. 10,00 €       

„Die Entdeckung László Földényis verdanke ich Cees Nooteboom, der mich in seinen Briefen immer wieder vorwurfsvoll auf ihn hinwies. Er bestand darauf, dass ich ihn lesen solle und sandte mir eine spanische Übersetzung eines seiner Essays. Über die vielen Wege, die zur Lektüre eines Buches führen (von denen alle etwas Geheimnisvolles haben) findet sich einer, der über den Titel führt. Wir werden vielleicht nicht sofort von einem Buch angezogen, das sich „La divina comedia“ oder „Le contemplationis“ nennt. Aber nur eine Seele aus Stein kann einen Titel wie 'Dostojewski liest in Sibirien Hegel und bricht in Tränen aus' widerstehen. Ich begann sofort zu lesen, ohne Unterbrechung. Und dannn ein weiteres Mal und schließlich glücklicherweise noch einmal. Der Inhalt übertrifft noch den großartigen Titel.“ Alberto Manguel


László F. Földényi: Starke Augenblicke. Physiognomie der Mystik. Aus dem Ungarischen von Akos Doma. Batterien Bd.11. Matthes & Seitz Berlin 2013. 212 S. mit zahlreichen Abbildungen. Geb. 26,90 €        

László F. Földényi untersucht in diesem klassischen Essay jene Augenblicke, die in der abendländischen Tradition als mystisch, kathartisch, erschütternd oder ekstatisch beschrieben werden. Die kulturgeschichtliche, religiöse und mythische Tradition dieser Erlebnisse im Blick, versucht er ihre Rolle von der Antike bis in unsere Zeit zu beschreiben. Földényi deckt auf, dass gerade diese scheinbaren zeit- und raumlosen Augenblicke den wahren Charakter des immer zeit- und raumgebundenen Lebens erleuchten. Dabei versucht er jenen Augenblick, von dem auch sein eigenes Schreiben durchdrungen ist, lebhaft zu machen und nicht als neutralen Gegenstand zu behandeln.

László F. Földényi, geb.1952 in Debrecen (Ungarn), ist Kunsttheoretiker, Literaturwissenschaftler und Essayist. Er zählt zu den bedeutendsten ungarischen Intellektuellen und leitet als Professor den Lehrstuhl für Kunsttheorie an der Akademie für Theater und Film, Budapest. Er ist Herausgeber der gesammelten Werke von Heinrich von Kleist in ungarischer Sprache und u.a. Friedrich-Gundolf-Preisträger. Seit 2009 ist er Mitglied der der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Folgende Bücher von László F. Földényi befinden sich im Sortiment der Buchhandlung:

László F. Földényi: Abgrund der Seele. Goyas Saturn. Aus dem Ungarischen von Hans Skirecki. Matthes & Seitz Berlin 1994. 188 S. mit 64 Abbildungen. Geb. 29,90 €

László F. Földényi: Melancholie. Batterien Bd.35. Matthes & Seitz Berlin 1988. 371 S. Geb. 28,90 €      

László F. Földényi über sein Buch Melancholie: »Das Leben heute ist ja so geplant, dass man eigentlich nicht Melancholiker sein darf. Als ich dieses Buch geschrieben habe, versuchte ich eine Art unterirdischer Geschichte von Europa aufzudecken, und ich glaube, dass der Melancholiker dadurch ausgezeichnet ist, dass er sich vor dieser Welt verstecken möchte, er will aber nicht ins Jenseits flüchten, vielmehr ist er vertraut mit einer Geschichte, die verschwiegen und verdrängt wird.«

László F. Földényi: Heinrich von Kleist. Im Netz der Wörter.  Aus d. Ungar. v. Akos Doma. Batterien   Bd.66. Matthes & Seitz Berlin 1999. 552 S. Geb. 34,00 €

Das Buch ist keine Monographie, eher eine compassionierte Kleist- Enzyklopädie. Es ist ein Quasi-Wörterbuch, ein Kaleidoskop psychologischer, literarischer, philosophischer Themen zum Werk und der Person Kleist.

László F. Földényi: Newtons Traum. Blakes ‚Newton‘. Batterien 75. Aus dem Ungarischen von Akos Doma. Matthes & Seitz Berlin. 272 Seiten mit 52 Abbildungen. Geb. 28,90 €

 „Blake hat das neuzeitliche Wissensideal abgelehnt und zeitlebens an der biblischen Tradition festgehalten, wonach das Wissen ein Begleitumstand der Erbsünde des Menschen sei: Verstand und Denken sind für den Menschen nicht natürlich, er erlangt sie durch Leid und Not, d.h. durch Erfahrung. Blake hat die Unschuld und die Erfahrung des Menschen in den umfassendsten metaphysischen Zusammenhang gestellt und damit die Messlatte so hoch wie möglich angesetzt.

Für ihn bestand die größte Herausforderung darin, das Ideal der uneingeschränkten Freiheit aufrechtzuerhalten, daran festzuhalten, wenn nötig auch gegen die ganze Existenz. Er wollte dem Freiheitsbegriff der Mystik in einem Zeitalter Geltung verschaffen, das sich zur Säkularisation verpflichtet hatte." László F. Földényi

László F. Földényi: Foto aus Berlin. Essays 1991-1994. Matthes & Seitz Berlin. 308 Seiten mit 23 Abbildungen. Kart. 19,80 €

Edward Gordon Craig, László F. Földényi, Heinrich von Kleist: Marionetten und Übermarionetten. Die Inszenierung des Erotischen. Matthes & Seitz Berlin 2012. 110 S. Kart. 12,80 €

Texte von Heinrich von Kleist und Edward Gordon Craig, kommentiert von László F. Földényi

Kleists Marionetten-Essay ist einer seiner dunkelsten und unerschöpflichsten Texte. Gordon Craigs lange Zeit vergriffener Übermarionetten-Essay bezieht sich darauf und geht doch über ihn hinaus. Beide hier abgedruckten Essays interpretiert Földényi, untersucht ihre Beziehung zueinander und geht der Verwandtschaft Craigs mit ähnlichen Auffassungen der Avantgarde (Futurismus, Bauhaus, Stummfilm usw.) nach.

Dazu:

Heinrich von Kleist: Über das Marionettentheater. Mit der Kunstbetrachtung »Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden«, vier Briefen von Heinrich von Kleist sowie den Kapiteln 1 bis 3 aus »Das Erste Buch Mose« des Alten Testaments. Einleitung: László F. Földényi. Wallstein 2011. 80 S. Kart. 29,00 € 

Typographische Bibloithek Bd. 8
.  
László F. Földényi: Caspar David Friedrich. Die Nachtseite der Malerei. Aus dem Ungarischen von Hans Skirecki. Matthes & Seitz.  Geb. 25,00 €

László F. Földényi:  Schicksallosigkeit. Ein Imre-Kertész-Wörterbuch. Übersetzung: Akos Doma. Rowohlt 2009.  363 S. Geb. 19,90 €      

László F. Földényi: Das Schweißtuch der Veronika. Museumsspaziergänge. Übersetzung: Gahse, Zsuzsanna; Skirecki, Hans. Suhrkamp 2001. 204 S. mit zahlr. Abbildungen. Kart. 11,00 €  

László F. Földényi: Mit dem Unbegreiflichen leben. Notizen aus Berlin. Essays. Berlin 2000. 64 S.mit 6 Abbildungen. Kart.  11,50 €

Géza Csáth: Tagebuch. 1912-1913. Nachwort von László F. Földényi . Übersetzt von Hans Skirecki. Brinkmann u. Bose 1990. 114 S.  Ln. 22,00 €