23.11.2007, 20:00 Uhr

Frithjof Rodi: Ambivalenzen der Bürgerlichkeit im „Dritten Reich“

Erfahrungen in einer süddeutschen Kleinstadt

Die Frage, wie es dazu kommen konnte, dass weite Teile des deutschen Bildungsbürgertums den Verlockungen Hitlers folgten und ihm bis zuletzt die Gefolgschaft nicht verweigerten, ist immer wieder, zuletzt in Joachim Fests Autobiographie, gestellt worden. Frithjof Rodi, emeritierter Professor der Philosophie an der Universität Bochum, beschreibt in seinem Buch „Das Haus auf dem Hügel. Eine Jugend am Rande des Kraters“ die Ambivalenzen bürgerlicher Einstellungen und Haltungen den Nationalsozialisten gegenüber. Er wird unter dem Thema „Ambivalenzen der Bürgerlichkeit“ Fragestellungen und Beispiele aus seinem Buch mit einer weiterführenden Diskussion verbinden. Aus der Sicht des 1945 Fünfzehnjährigen schien das Bild des soliden, als anständig geltenden Bürgertums im engeren und weiteren Umkreis der Familie zu changieren: zwischen Idealismus und Fanatismus, Diskretion und Feigheit und zwischen einem gutbürgerlichen Patriotismus und chauvinistischer Verblendung. Der Autor versucht, an Hand kleinster und z. T. skurriler Phänomene die oft ausweglose Situation einer orientierungs- und politisch heimatlos gewordenen Bildungsschicht nicht in gnadenloser Kritik von außen, sondern aus der Binnensicht einer bürgerlichen Familie darzustellen.