Dienstag, 21.01.2020, 20 Uhr

Uwe Johnson: Das dritte Buch über Achim – vorgestellt von Katja Leuchtenberger

Als Das dritte Buch über Achim im September 1961 erschien, wurde es der Roman zum Mauerbau. Erzählt wird, wie der Versuch eines BRD-Reporters, die Biografie eines Radsport-Idols der DDR zu schreiben, an den deutsch-deutschen Unterschieden scheitert. Johnsons Buch traf den historischen Moment: Es macht den Grenzverlauf sichtbar und zeichnet ein präzises Bild beider Deutschlands bis in die tagespolitische Aktualität des Jahres 1960. Knapp 60 Jahre später ist der Roman nicht weniger aktuell, allerdings aus anderen Gründen: Er handelt von Kompromissen und Lebenslügen, von Ästhetik und Ideologie, vom Missbrauch des Sports und der Sprache für politische Zwecke. Nicht zuletzt ist nun erkennbar, dass Das dritte Buch über Achim auch eine Selbstverständigung des jungen Uwe Johnson ist über ein Schreiben unter den Bedingungen, von denen der Roman erzählt. Er ist ein formales Experiment, das die Leser in ein Gespräch ziehen soll über die Unmöglichkeit, ein Leben durch Erzählen zu erfassen.

Das dritte Buch über Achim erscheint als Band 3 der Rostocker Ausgabe der Werke, Schriften und Briefe von Uwe Johnson.

„Knapp 60 Jahre nach seinem Erscheinen lässt die (Re)-Lektüre staunen. Das dritte Buch über Achim vermag in Wiedervereinigungsdebatten nach wie vor seinen Beitrag zu leisten. Die Neuausgabe wartet mit einem umfänglichen, durchaus leserfreundlichen Apparat auf-von Textkritik bis Sachkommentar: Eine riesige Fundgrube, nicht allein für ›Johnsonianer‹. Sich darin zu vertiefen, schärft historisches Bewusstsein.“ Roland Gutsch, nordkurier.de

Uwe Johnson: Das dritte Buch über Achim. Herausgegeben von Katja Leuchtenberger und Friederike Schneider. Mit einem Nachwort von Sven Hanuschek, Katja Leuchtenberger und Friederike Schneider. Werkausgabe in 43 Bänden - Abteilung Werke: Band 3. Suhrkamp 2019. 630 S. Geb. 44,00 €

Die Uwe Johnson-Werkausgabe (Rostocker Ausgabe) ist eine historisch-kritische Ausgabe, die mit insgesamt 22 Bänden in 43 Teilbänden in drei Abteilungen erscheinen soll: Werke, Schriften und Briefe. Sie entsteht als Akademievorhaben der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften an der Universität Rostock. Herausgegeben wird sie von Holger Helbig und Ulrich Fries und Katja Leuchtenberger.

Die Bestände des Uwe Johnson-Archivs, ein Depositum der Johannes und Annitta Fries Stiftung an der Universität Rostock, bilden die Grundlage der Edition. Sie erscheint im Buch und zeitversetzt im Internet. Die digitale Präsentation zielt auf historisch-kritische Vollständigkeit bei höchstem wissenschaftlichen Anspruch und maximaler Flexibilität für die Leser. Die Referenzbasis bleibt der im Buch kritisch edierte Text.

Dr. Katja Leuchtenberger ist stellvertretende Arbeitsstellenleiterin im Akademienvorhaben »Uwe Johnson-Werkausgabe« der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften an der Universität Rostock.
Sie studierte Germanistik und Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Bis 2006 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Museumsabteilung des Deutschen Literaturarchivs Marbach, dort unter anderem Kuratorin der ersten Dauerausstellung im 2006 eröffneten Literaturmuseum der Moderne. Danach arbeitete sie acht Jahre als Lektorin für Literatur- und Sprachwissenschaft im Akademie Verlag Berlin, wo sie unter anderem die Reihe »Akademie Studienbücher« verantwortete. Sie promovierte mit einer Arbeit über Uwe Johnson („Wer erzählt, muss an alles denken“. Erzählstrukturen und Strategien der Leserlenkung in den frühen Romanen Johnsons, Göttingen 2003), ist Verfasserin der 2010 bei Suhrkamp erschienenen BasisBiographie zu Uwe Johnson und seit 2010 Mitherausgeberin des Johnson-Jahrbuchs, das im Verlag Wallstein erscheint.

Eintritt: 10 € / Schüler, Auszubildende und Studenten: frei 

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