Dienstag, 15.05.2018, 20 Uhr

 "Rom gefällt mir über alle Maßen" - die Brüder Heinrich und Thomas Mann in Oberitalien. Vortrag von Dirk Heißerer

Veranstalter: Ortsverein BonnKöln der Deutschen Thomas-Mann-Gesellschaft in Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Böttger

In dieser italienische Zeit mit den intensivsten persönlichen Gesprächen zwischen Heinrich und Thomas hatten die Brüder „dieselben heimlichen Gedanken“ (Heinrich Mann in: „Ein Zeitalter wird besichtigt“). "Thomas sinnierte noch auf seiner Hochzeitsreise: „.. wir dachten uns eine Art  Gipper-Roman aus“, was eine intelligente Blödelei voll ironischer Überlegenheit bedeuten sollte; beide fanden sich im Satirischen, Grotesken und Parodistischen – also zunächst in Heinrichs Gelände.  Bei Thomas änderte sich noch vor Ort die Stil-Entwicklung ins Ironische, ins Psychologisch-Realistische und ins Ästhetische, er wollte „elegisch“ wirken - wie im Verfalls-Roman „Buddenbrooks“;  Heinrichs Gegenstück dazu war:  „Im Schlaraffenland“. Wie weit beide Brüder sich gegenseitig Werkstatteinsicht gewährt haben, bleibt offen; andererseits kommt es zu eifersüchtigen Vorwürfen, einander Motive gestohlen zu  haben. Die Konkurrenzfurcht war nicht grundlos, denn beide beschäftigten sich u.a. mit der Renaissance: Das waren die Roman-Trilogie „Die Göttinnen“ (Heinrich)  und das Drama „Fiorenza“ (Thomas), in dem der Moralismus des Asketen Savonarola gegen den Schönheitskult des todkranken Lorenzo  de Medici, genannt der Prächtige, siegen wird. Moralismus contra Sinnlichkeit:  Das trifft den damaligen  Kern der brüderlichen Gegensätze, die biographischen wie die imaginierten. Dirk Heißerer wird uns mit auf seine Reise nehmen, mit der er die skizzierten Inhalte verdichtet, erlebbar macht und uns unmittelbar in die Lebens-Spuren des Brüder-Paares Thomas und Heinrich versetzt." Prof. Dr. Hans Büning-Pfaue, Vorsitzender des Ortvereins BonnKöln der Deutschen Thomas-Mann-Gesellschaft

Dirk Heißerer wurde nach dem Studium der Germanistik, Philosophie, Kunstgeschichte und Völkerkunde in Bonn und München 1992 mit einer Arbeit über Carl Einstein promoviert. Er arbeitete mehrere Jahre als Studienreiseleiter in Italien und konzipierte dabei Reisen aus literarischer Sicht.

Für sein Buch "Wo die Geister wandern. Eine Topographie der Schwabinger Bohème um 1900" erhielt er 1993 den Schwabinger Kunstpreis; später den „Silbergriffel“ der „Gesellschaft zur Förderung des Schrifttums“ (1997) und den „Premio Amelia Molteni“ (2001) der Gemeinde Gardone Riviera für sein Buch "Meeresbrausen, Sonnenglanz. Poeten am Gardasee".

Bei den Recherchen für sein Buch "Wellen, Wind und Dorfbanditen. Literarische Erkundungen am Starnberger See" (1995) gelang ihm die Entdeckung des „Villino“, des ehemaligen Sommerhauses Thomas Manns in Feldafing, wo zwischen 1919 und 1923 einige Partien des Zauberberg entstanden. Das Haus, bis 2012 auf dem Gelände der Führungsunterstützungsschule der Bundeswehr gelegen und heute im Besitz des Benedictus-Krankenhauses Tutzing-Feldafing, ist seit 1999 literarische Gedenkstätte.

Seit 1999 ist er erster Vorsitzender des Thomas-Mann-Forums München e. V. und gibt seit 2003 die Thomas-Mann-Schriftenreihe (TMSR) heraus. Im Frühjahr 2005 erschien sein Buch Im Zaubergarten. Thomas Mann in Bayern. Eine Neuausgabe des Klassikers Wo die Geister wandern mit dem neuen Untertitel Literarische Spaziergänge durch Schwabing erschien 2008. Im Frühjahr 2009 kam seine Studie Die wiedergefundene Pracht. Franz von Lenbach, die Familie Pringsheim und Thomas Mann heraus. Zuletzt erschien 2013 Mein Nachrichtendienst, die Edition der Briefe Hedwig Pringsheims an Katia Mann aus den Jahren 1933 bis 1941

Die Deutsche Thomas-Mann-Gesellschaft verlieh Dirk Heißerer im Herbst 2009 die Thomas-Mann-Medaille.





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