Prof. Dr. Iwan-Michelangelo D´Aprile: Fontane. Ein Jahrhundert in Bewegung

Iwan-Michelangelo D'Aprile: Fontane. Ein Jahrhundert in Bewegung. Rowohlt 2018. 544 S. mit zahlreichen Abbildungen und farbigen Tafeln. Geb. 28,00 €  

Theodor Fontane, berühmt und geliebt für «Effi Briest» und «Irrungen und Wirrungen», war einer der modernsten Autoren seiner Zeit und diese Biographie beleuchtet den großen Schriftsteller immer in Bezug auf die rasanten Entwicklungen des 19. Jahrhunderts: des Zeitalters der Moderne. Fontane schrieb Balladen und Gedichte über amerikanische Dampfschiffe und Eisenbahnunfälle in Schottland, als Journalist und Romanautor war er ein unermüdlicher Stoffesammler, er experimentierte mit Genres und Formaten ebenso unternehmungslustig, wie er es als Apotheker mit den Arzneimischungen getan hatte, «bis die Mischung stimmte».

Der Germanist Iwan-Michelangelo D’Aprile löst Fontane in diesem Buch aus seinem Nahbereich Preußen und Brandenburg, und sucht ihn inmitten der beschleunigten, zunehmend elektrifizierten und globalisierten Welt auf, in der er lebte. Wir begegnen Fontane bei der Eröffnung der ersten deutschen Eisenbahnlinien, begleiten ihn als frühen Pauschaltouristen auf hohe See, erleben ihn 1848 als Barrikadenkämpfer und als Wahlmann für das erste frei gewählte Parlament der deutschen Geschichte. Wir folgen ihm als Korrespondenten nach London, lernen ihn als Beobachter der neuen foto- und telegrafiegestützten Kriegsreportage sowie als Kolonialismuskritiker kennen und erleben, wie er im fortgeschrittenen Alter energisch im Kulturbetrieb der Hauptstadt des neuen Kaiserreichs Berlin mitmischt, den modernen Berliner Gesellschaftsroman begründet und zum Förderer und Idol einer neuen Generation junger Avantgardisten wird. D’Apriles lebendige und kenntnisreiche Darstellung des Lebens von Theodor Fontane weitet sich zum Epochenporträt. So entsteht ein vielschichtiges und spannungsreiches Bild, das zur Neulektüre eines literarischen Klassikers einlädt.

Iwan-Michelangelo D’Aprile, geboren 1968 in Berlin, ist Literarturwissenschaftler und Historiker. Er hat zur Kulturgeschichte Berlins im 19. Jahrhundert sowie zur Geschichte des Journalismus publiziert und lehrt als Professor für „Kulturen der Aufklärung“ an der Universität Potsdam.

Im Februar 2019 war Iwan-Michelangelo D’Apriles "Fontane. Ein Jahrhundert in Bewegung" das Darmstädter Buch des Monats. 

In der Jurybegründung von Gerhard Stadelmaier heißt es:

"Der wahrlich nutzbringende Potsdamer literaturwissenschaftliche Professor Iwan-Michelangelo d’Aprile (...) setzt den Apotheker, Journalisten, „Regierungsschweinehund“ und also Jahrzehnte lang Presselenkungsangestellten des preußischen Staates, Theaterkritiker und Romancier Theodor Fontane ins literarische Zentrum eines aufregenden Netzwerks. Es ergibt sich in klarer, flüssiger, Wissenschaftliches klug vermittelnder Sprache sozusagen das Bild eines höchst bewegten, temporeichen, strukturellen gesellschaftlich-kulturellen Internets des 19. Jahrhunderts. (...) Der Dichter wird zum Spielball wie zum Mitspieler in einem intelligent beschriebenen soziologischen Geflecht, in dem Person, Werke, Zeit, Charakter und Intrigen, Fakten und Faktoren, Stoffe und Publikationsformen (Fontanes Romane erschienen zuerst als Fortsetzungsgeschichten in Zeitschriften) aufleuchten. Ohne dass der Biograph seinen Gegenstand allzu sehr bewundert – oder allzu sehr kritisiert. Es herrscht in Stil und Haltung wohltuende schreibinteressengeleitete Nüchternheit. Ganz im Sinne Fontanes."



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