Helmut Böttiger: Leben und Werk Johannes Bobrowskis
 
Johannes Bobrowski wurde am 9. April 1917 als Sohn eines Eisenbahnbeamten in Tilsit geboren. Nach dem Abitur in Königsberg studierte er Kunstgeschichte in Berlin, wurde jedoch 1939 einberufen. Im Rußlandfeldzug entstanden seine ersten Gedichte. Erst 1949 kehrte er aus der sowjetischen Kriegsgefangenschaft nach Ostberlin zurück, wo er als Lektor arbeitete, zunächst im Altberliner Verlag Lucie Groszer, ab 1959 im Union Verlag. Seine ersten Gedichte erschienen einzeln ab 1955. 1961 - ein Jahr nach seinem Auftritt in Westdeutschland auf Einladung der Gruppe 47 - folgte der erste Band Sarmatische Zeit. Für das Gedicht "Im Strom" wurde er 1962 mit dem Alma-Johanna-König-Preis ausgezeichnet; im selben Jahr wurde ihm zudem der Preis der Gruppe 47 verliehen. Seit Mitte der sechziger Jahre veröffentlichte er auch Prosa. Bobrowski starb 1965 in Berlin.

Helmut Böttiger, geboren 1956, war viele Jahre Kulturredakteur bei großen Tageszeitungen und lebt als freier Autor und Kritiker in Berlin. Der promovierte Germanist hat zahlreiche Bücher veröffentlicht und kuratierte mehrere Literatur-Ausstellungen. 1996 erhielt er den Ernst-Robert-Curtius-Förderpreis für Essayistik. Er lehrte als Gastprofessor für Literaturkritik an der Georg-August-Universität Göttingen und gehört verschiedenen Jurys an, unter anderm der SWR-Bestenliste mit Buch-Empfehlungen. 2012 wurde er mit dem Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik ausgezeichnet.

2012 veröffentlichte Böttiger mit Die Gruppe 47. Böttiger versucht hier, die Geschichte der einflussreichen Schriftstellergruppe, die das literarische Leben in der Frühzeit der Bundesrepublik dominierte, gegen den Strich zu lesen und stellt einige sicher geglaubte Thesen in Frage: etwa über die Dominanz eines „Kahlschlag“-Stils, die Rolle deutscher Kriegsheimkehrer oder den Auftritt Paul Celans. 2013 gewann es den Preis der Leipziger Buchmesse im Bereich „Sachbuch/Essayistik“.

Böttiger ist als Literaturkritiker hauptsächlich für das Deutschlandradio, die Süddeutsche Zeitung und die Zeit tätig. Er hielt unter anderem die Laudationes für Wilhelm Genazino (2004) und Reinhard Jirgl (2010) zum Büchner-Preis. 2013 gehörte Helmut Böttiger der Jury des Deutschen Buchpreises an und war deren Sprecher.

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